Freitag, 7. September 2007

Warum Nur?

Rita entkam der Textilfabrik am Rande der Stadt, nachdem ihr Vater sie zu einem Nachwuchsgesangswettbewerb anmeldete. Dieses Casting wurde organisiert von Teddy Reno, nicht nur ein ehemaliger Popstar der
1950er jahre, sondern später Ritas Manager und Ehemann. Rita war mit ihren süßen Siebzehn, ihrer unglaublich kleinen Gestalt und ihrem jungenhaft unbeholfenen Auftreten ein gefundenes Fressen für einen gewieften Kulturfunktionär jener Tage. Ritas Potential war schnell erkannt.

Rita selbst hatte nichts zu verlieren - und eben deswegen später alles. Eine perfekte Vorlage für künftige Erpressungen. Rita würde alles tun. Sie hatte die bittere Pille der Armut schlucken müssen, damals nach dem Krieg. Und das war längst nicht alles: In den 1950er Jahren einen Alltag als rothaariger Tomboy zu
bestreiten, das hieß jeden Tag Klingenspringen, ob in der Fabrik oder auf dem Weg zum Bäcker. Rita wollte nie mehr in diese Kleingeistigkeit zurück, nie mehr. Diese Erfahrungen hatten
sich ihr eingebrannt.

Mina hingegen: Eine gestandene Frau durch und durch, selbstbewusst von vornherein. Sie besaß eine beeindruckende Körpergröße, ein imponierendes Schlüsselbein, das Glück flog ihr zu. Mehr aus Jux ließ sie sich zum Auftritt vor Publikum überreden. Und sie konnte singen, mit einer Eleganz, die ihr nicht wenige neideten.

Sind dies die Gründe dafür, warum Mina sich so souverän mitten in der Wellengischt ihrer Karriere aus dem Showbiz zurückzog, Rita aber unermüdlich weiterwirbelte für dubiose Kulturfunktionäre, gar unter Einsatz uns nicht näher bekannter Drogen?

Altherrenfantasien, angerührt aus hinlänglich Bekanntem und dem gerade aktuellen internationalen Trend: David Bowie oder Michael Jackson oder Frau Müller aus dem Büro von nebenan.

Eins der vielen abschreckenden Beispiele.

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